Das Opferfest im Islam
Das Opferfest ist das höchste islamische Fest. Es wird zum Höhepunkt des Hadsch gefeiert, der Pilgerfahrt nach Mekka, und dauert vier Tage. Der Beginn vom Opferfest richtet sich nach dem Mondkalender, deshalb fällt das Fest in jedem Jahr auf ein anderes Datum. Dieses Jahr beginnt das Opferfest am 1. September 2017. Es ist stets der zehnte Tag des zwölften Monats (Dhu l-Hiddscha) des islamischen Mondkalenders. In diesem Monat besuchen Millionen von Muslimen aus verschiedenen Kontinenten der Welt die Kaaba, das Haus Gottes in der Stadt Mekka in Saudi-Arabien. Am Neunten Dhu l-Hiddscha versammeln sich die Pilger zuerst auf der Arafat Ebene, das am Fusse des Arafat Berges liegt. Dieser Ort ist der Ort, wo sich Millionen von Muslimen aus jedem Teil der Welt einander finden. Hier fühlen sich alle gleich gestellt. Unterscheidungen wie Rasse, Farbe, Abstammung, Finanzstatus, sozialer Status, religiöse Strömungen etc. gibt es nicht.
Muslime, die es sich finanziell leisten können, opfern an diesem Tag ein Tier.
Das muslimische Opferfest erinnert an die Bereitschaft von Abraham (Ibrahim) seinen eigenen Sohn zu opfern. Gott hatte, laut der Überlieferung im Koran, Abraham auf die Probe gestellt: Er forderte ihn auf seinen Sohn zu opfern. Als Allah (Gott) seine Bereitschaft und sein Gottvertrauen sah, gebot er ihm Einhalt. Statt seines Sohnes durfte er ein Widder opfern.
Die Geschichte von Abraham und seinem Sohn wird im Koran wie folgt dargestellt:
«Da verkündeten WIR ihm [Abraham] einen langmütigen Knaben. Als dieser das Alter erreicht hatte, dass er mit ihm laufen konnte, sagte er: ‘’Mein lieber Sohn, ich sehe im Schlaf, dass ich dich schlachte.
Schau jetzt, was du meinst. ’’ Er sagte: ‘’O mein Vater, tu, was dir befohlen wird. Du wirst finden, so Gott will, dass ich zu den Standhaften gehöre. ’’
Als sie sich beide ergeben gezeigt hatten und er ihn auf die Stirn niedergeworfen hatte, da riefen WIR ihm zu: ‘’O Ibrahim, du hast das Traumgesicht wahr gemacht.’’ So vergelten wir den Rechtschaffenen. Das ist eine offenkundige Prüfung. Und wir lösten ihn mit einem grossen Schlachtopfer aus.»
(Sura/Kapitel 37, Verse 101-109)
Wie es im Koran erklärt wird, ist der Sinn des Opfers nicht das Blutvergiessen:
«Weder ihr Fleisch noch ihr Blut wird Allah erreichen, aber Ihn erreicht die Gottesfurcht von euch. So hat Er sie euch dienstbar gemacht, damit ihr Allah als den Grössten preist, dass Er euch rechtgeleitet hat. Und verkünde frohe Botschaft den Gutes Tuenden.»
(Sura/Kapitel 22, Vers 37)
Spuren des Opferfestes in der Gemeinde
Das Opferfest ist ein wichtiger Zeitsfenster für die Muslime, um die Manifestation ihres Glaubens in praktischer Art und Weise zu sehen und für sie dankbar zu sein. Die Dankbarkeit wird gezeigt, indem sie ihre Freude mit ihren Verwandten und der Gesellschaft teilen.
Am ersten Tag findet am Morgen des Opferfestes ein gemeinsames Festgebet statt. Anschliessend isst man zu Hause und besucht Freunde und Verwandte, bei denen man ebenfalls zum Essen eingeladen wird. Dabei ist es üblich, dass die Jüngeren die Älteren besuchen. Eine weitere Tradition ist, dass den Kindern Süssigkeiten, Geld oder kleinere Geschenke überreicht werden. Auch die Erwachsenen geben sich untereinander Geschenke.
Bei der Verteilung des Opferfleisches gilt Folgendes Prinzip: Verteilt werden soll; zu einem Drittel an Arme und Bedürftige, zu einem Drittel an Freunde, Nachbarn und Verwandte, das letzte Drittel soll der eigenen Familie zukommen.
Auf diese Weise ermöglicht das Opferfest Gutes für unsere Mitmenschen zu tun und hilft auch für die soziale Annäherung in der Gesellschaft.
Die überwiegende Mehrheit der in Europa lebenden Muslime schicken die Gelder für ihre Opfergabe in ihre Heimatländer oder via Wohltätigkeitsorganisationen in Gegenden, in denen Menschen noch mehr auf Hilfe angewiesen sind und wo mehr Armut herrscht (meistens afrikanische Länder). Dort werden dann in ihren Namen die Tiere geopfert und das Fleisch wird an bedürftige Menschen verteilt. Auf diese Weise hoffen sie, dass sie mit ihrer Wohltat die wirklich Bedürftigen erreichen und somit ihre Pflicht erfüllen werden.
Im Gedenken von Abraham wünschen wir allen Nichtmuslimen besinnliche Tage und allen Muslimen ein gesegnetes, fröhliches Opferfest sowie für uns alle ein friedliches Zusammenleben.